
Vom Backen und Holzhacken
Gestern zog ich ein frischgebackenes Dinkel-Sauerteigbrot aus dem Ofen. Handwerkliche Tätigkeiten wie Holz hacken, Backen, Fermentieren (Sauerkraut oder Kimchi ansetzen) liebe ich sehr, auch weil die Beschäftigung damit so schnelle Ergebnisse bringt:
Das Holz ist SOFORT gespalten, das Brot ist nach etwas mehr als einem Tag Arbeit fertig (wenn der Teig nach 24 Stunden Reifung gebacken ist). Kimchi „ernte“ ich nach drei Wochen, Sauerkraut hole ich nach circa sechs Wochen aus dem Faß.
All diese Tätigkeiten sind ein erfüllender Ausgleich zum Unterrichten. Dabei gibt es auch hier sofortige Ergebnisse: eine Schülerin kommt direkt aus der Schule gestreßt in die Stunde und geht nach einer Dreiviertelstunde gelöst und mit einem Lächeln. Der „eigentliche Prozeß“ nimmt so viel Zeit, so viel Wachstum, so viel „Ent-wicklung“ in Anspruch, daß das Ziel, auf das ich im Unterricht hinarbeite, eben so viel länger braucht…
Deshalb sind mir die oben benannten Tätigkeiten so liebe Ausgleiche, so bereichernde Erfahrungen.
Und doch ist da viel mehr: das eine enthält das andere.
Was, wenn das Holzhacken einen plötzlichen Durchbruch im Verständnis des Schülers spiegelt? Wenn das Reifen eines Teiges Symbol wird für die Übung, die der Schüler einen Tag nach dem Unterricht beherrscht? Noch geheimnisvoller wird es beim Fermentieren: alles ist bereitet, der Rest geschieht in einem „verborgenen“ Prozeß…
Die Bereicherung geht in jede Richtung: auch meine handwerklichen Fähigkeiten werden durch die Geduld des Lehrers in mir verfeinert, gestärkt, reifen im Lichte dieser Zuwendung. Und so nehme ich all das Tun, all das Gestalten dankbar als Raum so reicher und beglückender Erfahrungen an.
